ZeitWerkStadt
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Bauherr Stadt Frankenberg/Sa.
Realisierungswettbewerb 2017 · 1. Platz
Entwurf und Planung Scheidt Kasprusch Architekten GmbH
NF 2.119 qm · BGF 2.947 qm · BRI 16.987 cbm
Fertigstellung 2019
Standort Äußere Chemnitzer Str. · 09669 Frankenberg/Sa.
Eine seit Jahren brach gefallene zweigeschossige Polsterfabrikhalle aus den 1990er Jahren wird zu einem Erlebnismuseum für Stadt- und Industriegeschichte „Zeit-Werk-Stadt“ umgenutzt.
Der prämierte Entwurf von Scheidt Kasprusch Architekten BDA, Berlin bewahrt den Charakter der ehemaligen Produktionsstätte durch Erhalt wesentlicher struktureller Bestandsbausteine und durch eine angemessene Materialwahl. Die Fassade des Industriebaus wird komplett rückgebaut und durch eine teils transluzente teils transparente Hülle ersetzt. Im Inneren werden der robusten rationalen Industriearchitektur geschwungene emotionale Formen gegenübergestellt. Stahl und Glas werden mit feinen Materialien und Oberflächen kontrastiert. Materialität, Farbgebung und gezielte Öffnungen verzahnen die Architektur mit der Umgebung und dem Landschaftspark.
Die westliche Gebäudeachse bündelt auf beiden Geschossen sämtliche Nebenräume; dadurch bleiben die Museumsflächen frei von jeglichen Einbauten. In den beiden östlichen Gebäudeachsen wird durch Rückbau der Zwischendecke eine zweigeschossige Eingangssituation geschaffen, die neben dem großzügigen Foyer genug Raum für den Time-Cube und die sphärisch gekrümmte Rampenanlage läßt. Beide, Timecube und Rampe, sind elementare Bausteine des Museumskonzepts und waren bereits in der Wettbewerbsphase Vorgabe gewesen. Die zentralen Gebäudeachsen bieten ungestörte und vielseitig bespielbare Flächen für Dauerausstellung und Bistrobereich im Erdgeschoss, Event und Wechselausstellung im Obergeschoss.
Der Time-Cube mit der ihn umschwingenden Rampe bildet das visuelle Zentrum des Museums mit Strahlkraft durch die Fassade nach Außen. Die zusammenhängenden Ausstellungsflächen im Erdgeschoss werden sanft durch den „Fluss der Zeit“ von öffentlichen Bereichen getrennt. Dieser symbolische Bruch im Fußboden des ehemaligen Industriegebäudes gliedert das Erdgeschoss in drei Hauptteile: Ausstellung, Bistro und Eingangshalle/Foyer mit Infobereich. Die beiden Ausstellungsgeschosse treten über einen weiteren zweigeschossigen Luftraum visuell miteinander in Beziehung. Eine zentral gelegene, geschwungene Freitreppe fungiert als räumliche Verbindung zwischen oberer und unterer Ausstellungsebene. Ein Aufzug dient dem Lastentransport und der rollstuhlgerechten Erschließung in die Eventfläche und Wechselausstellung im Obergeschoss.
Für die Fassade der Zeit-Werk-Stadt wird Profilbauglas als bestimmendes, flächig wirkendes Material vorgeschlagen. Dadurch bildet sich die vorhandene Tragkonstruktion diffus nach außen ab und wird gleichsam zum Exponat. Ein Spiel zwischen großzügigen Klarglasfeldern und homogenen Flächen aus Profilglas mit unterschiedlichen Lichtdurchlässigkeiten und Farbschattierungen akzentuieren die Fassade und verschaffen der Gebäudehülle eine changierende Anmutung und macht neugierig auf das dahinter Befindliche.
Während der Landesgartenschau 2019 in Frankenberg wird das Museum als Veranstaltungs- und Blumenhalle zwischengenutzt.