LernWerk Bocholt
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Auslober Stadt Bocholt
Realisierungswettbewerb 2015 · 2. Platz
Entwurf Scheidt Kasprusch Architekten GmbH
NF 3.960 qm · BGF 7.546 qm · BRI 32.802 cbm
Standort Industriestraße 1 · 46395 Bocholt
Entwurfskonzept / Leitidee
Vier Haltungen - ein offenes Haus, die Zusammenführung unterschiedlicher kultureller Einrichtungen, die Orientierung und der sensible Umgang mit dem Bestand - bestimmen das Entwurfskonzept ganzheitlich.
Neubauteile und architektonische Interventionen in den Bestand des ehemaligen Herding-Gebäudes werden mit Zurückhaltung aber zeitgemäßer Architektursprache implantiert.
Die Ziegelfassaden werden allseits freigestellt und herausgearbeitet.
Der Eingangsvorbau und das markante vollverglaste Dachgeschoss mit Twinface-Fassade und dazwischen liegenden Vorhängen signalisieren die neue Nutzung des LernWerk Bocholt.
Erschliessung
Gemäß dem städtebaulichen Gesamtkonzept liegt der Haupteingang an der südlichen Stirnseite des Bestandsgebäudes. Diesem dem Bestandsgebäude vorgeschalteten eingeschossigen Eingangsbauwerk ist ein differenzierter städtischer Platz als Treffpunkt, Außenbühne und erweitertes Entree vorgeschaltet.
Die Anlieferung erfolgt von der Industriestraße aus östlich am Stadtplatz vorbei. Dort werden Hofflächen für die Anlieferung vorgehalten.
Die Gestaltung der nördlichen Flächen verzahnt sich mit dem übergeordneten Landschafts- und Flussraum.
Die Außenzugänge ins Gebäude beschränken sich - neben dem Haupteingang an der Südseite und der östlich gelegenen Anlieferung - auf die Entfluchtung der zwei Fluchttreppenhäuser.
Die Erschließungsstruktur im Inneren des Gebäudes bildet die größte Intervention in die vorhandene Bausubstanz - die Stützenstruktur des Bestandes bleibt jedoch weitgehend erhalten. Eine über alle Geschosse aufsteigende Kaskadentreppe verbindet alle Geschosse und Bereiche großzügig miteinander und schafft somit kurze Wege und bestmögliche Orientierung. Diese Kaskadentreppe bildet das Herzstück des LernWerks. Der Antritt der Treppe liegt im Foyer, dem das Frontoffice und der Lesesaal des Archivs unmittelbar zugeschaltet ist. Alle weiteren Räume und Funktionen gliedern sich geschossweise um diese Kaskadentreppe.
In allen Geschossen werden den größeren westseitigen Räumen breite Galerien und Flure zugeschaltet. Sie dienen als Wartebereiche mit Treffpunktcharakter für Schüler und Eltern. An der östlichen Fassade liegen die kleineren, zumeist Büroräume mit schmalerer Erschließungsstruktur.
Die Kaskadentreppe schafft wichtige visuelle und akustische Bezüge über alle Geschosse. Durch diese Intervention wird die großartige Stützen- und Trägerstruktur des Bestandes über alle Geschosse hinweg bestmöglich inszeniert.
Der Treppen- und Galerieraum ist durch Deckenversätze spannungsvoll gestaffelt. Von unten wirken diese Versätze eher hermetisch geschlossen, von oben geschaut jedoch transparent und lichtdurchflutet.
In der ehemaligen Spinnerei war das Erdgeschoss mit niedrigerer Deckenhöhe als Lagergeschoss genutzt und die Produktion fand in den deutlich höheren Obergeschossen statt. Diese Bestandsstruktur wird im Entwurf beibehalten. Über die breite, zweiläufige Kaskadentreppe gelangt man vom Foyer aus direkt in den für Ausstellungen etc. sehr großzügig dimensionierten Vorbereich des Veranstaltungssaals. Dieser ist dreiseitig belichtet und hat in der Beletage eine prominente Lage mit Blick Richtung Fluss und Innenstadt.
Ein dem Foyer angeschlossener Besucheraufzug dient der behindertengerechten Vertikalerschließung in den öffentlichen Bereichen. Der Materialtransport wird über die Anlieferung durch einen leistungsfähigen Großaufzug gesichert.