Humboldt-Universität und Charité Forschungs- und Seminargebäude Leonor-Michaelis-Haus
.
Bauherr Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Abteilung
Konkurrierendes Vergabeverfahren 2016 · 1. Rang
Entwurf und Planung Scheidt Kasprusch Architekten GmbH
Bauleitung Mathias Grimmer PGA Planer und Gestalter Architekten
Fotos Rainer Gollmer Fotografie · Berlin
BGF 1.900 qm · BRI 7.002 cbm
Fertigstellung 2018
Standort Philippstraße 13 “Campus Nord - Haus 18” · 10115 Berlin-Mitte
In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg erfuhren die Veterinärmedizinischen Fakultäten eine sprunghafte Entwicklung. Mit der Beauftragung von Regierungsbaumeister Edmund Zastrau für die Planung des Gebäudes des Chemisch-physiologischen Institutes erreichte die Formensprache des Hochschulbaus eine neue Qualität, die sich in der Überwindung des Historismus und der Orientierung an modernen Reformgedanken ausdrückt. Das Gebäude des Chemisch-physiologischen Institutes stellt im Ensemble der Hochschulbauten auf dem Gelände der Tierärztlichen Hochschule den imposantesten Bau am Ende der wilhelminischen Ära dar. Das Raumprogramm wurde durch die Professoren Abderhalden (Physiologie) und Schroeter (Chemie) formuliert. Das Gebäude wurde als universitäres Labor- und Forschungsgebäude ab 1909 geplant und 1914 fertig gestellt.
Die dreiflügelige Gebäudeanlage umschließt südlich einen Hof, die nördliche Hauptfassade ist zum Mittelpunkt der Parkanlage ausgerichtet und hat eine vollkommen neue Hauptachsenbeziehung innerhalb des Geländes geschaffen. Dem entspricht die streng symmetrische Gliederung der Hauptfassade mit betontem Mittelrisalit und Haupteingang.
Die Fassade vereint Elemente der frühen Moderne, des Jugendstils und klassizistische Formen und erfährt so eine bemerkenswerte baukünstlerische Ausprägung. Die Unter- und Erdgeschosszone gliedert die klare klassizistische Reihung der hochrechteckigen Fenster. Die Obergeschosse sind von leicht profilierten Vertikalen, die einfache Ziegelornamentik anstelle der Kapitelle aufweisen, zusammengefasst. Der Hörsaaltrakt im südöstlichen Flügel wird an der Fassade durch eine großzügige Staffelung der Fenster sichtbar.
(Quellen: Denkmalpflegerisches Gutachten)
Das Haus steht als Zeuge des frühen Forschungs- und Laborbaus unter Denkmalschutz. Über die Jahrzehnte und politischen Ären hinweg wurde das Haus vor allem im Inneren immer wieder verändert und überformt. Den heutigen Ansprüchen an Forschungseinrichtungen konnte der Altbau nicht mehr entsprechen und wurde im laufenden Betrieb geschossweise saniert und den Anforderungen an heutige Labor- und Forschungsgebäude angepasst.
Als eine der letzten Maßnahmen wurde das Erdgeschoss auf die Anforderungen des Nutzers IRI Life-Science zugeschnitten und mit neuen Forschungs- und Büroeinheiten belegt. Diese Maßnahme umfasste auch Umbauten in Teilbereichen des Untergeschosses und der beiden Obergeschosse.
Komplettiert wurde die Modernisierung zum einen durch die Instandsetzung des Eingangsfoyers und der drei Treppenhäuser über alle Geschosse als auch durch die Sanierung und Neuausstattung des Hörsaals im südöstlichen Flügel.
Besonders in der Restauration des Foyers, der Treppenhäuser und des Hörsaaltrakts wurden zahlreiche restauratorische Untersuchungen durchgeführt und das Gebäude auf die bauzeitliche Fassung von 1914 zurückgeführt.
Mit der Fertigstellung des Hörsaaltrakts zum Beginn des Wintersemesters 2018 und der Übergabe an den Nutzer ist die Sanierung und Modernisierung das Denkmals Leonor Michaelis Haus (Haus 18) abgeschlossen und es kann wieder Forschung auf höchstem Niveau in alten Mauern betrieben werden.