3. Preis für Scheidt Kasprusch Architekten im Wettbewerb des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat
Auslober Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI)
Realisierungswettbewerb 3. Preis 2020
Entwurf Scheidt Kasprusch Architekten GmbH Henningsen Landschaftsarchitekten
NF 4.533 qm · BGF 4.955 qm · BRI 19.669 m3
Standort Spreeweg · 10557 Berlin
Leitidee
Im Kontext des Schlosses Bellevue mit seiner architektonischen Qualität, seinem historischen Wert und seiner heutigen Bedeutung für unsere Demokratie ist bei jeder baulichen Ergänzung äußerste Zurückhaltung angebracht. Gelassenheit und Konzentration auf das Wesentliche bestimmen folglich den Duktus des Entwurfes für den neuen Eingang zum Bundespräsidialamt. Klare Geometrie und Reduktion der Materialwahl sind die Mittel einer Gestaltung, die sich einerseits bewusst in den Kontext stellt, gleichzeitig diesen abstrahiert und sublimiert. Anders als der zurückgesetzte und dadurch versteckt liegende Verwaltungsbau des Bundespräsidialamtes, der durch Lage, Geometrie, Farbe und Materialität zum klassizistischen Schlossbau im Kontrast steht, fügt sich das an der Straße präsente neue Wach- und Kontrollgebäude in die orthogonale Struktur des Schlosses ein. Es übernimmt dessen disziplinierte Ordnung, überführt jedoch die klassizistischen Entwurfsprinzipien in eine noch klarere und minimalistischere Form. Gemäß seiner dienenden Funktion ordnet sich das Eingangsgebäude dem Schloss unter, ohne seine Eigenständigkeit aufzugeben oder seine Entstehungszeit zu verheimlichen.
Die feinen Risalite und die großflächigen Wand- und Glasflächen der Neubau-Fassade mit ihren puren Materialqualitäten entwickeln das geordnete, klassizistische Erscheinungsbild des Schlosses Bellevue weiter. In Material und Farbe geht der Neubau eine Beziehung zu den in hellen mineralischen Farbtönen gestalteten Schlossfassaden ein: Kalkstein und hell durchgefärbter Ultrahochleistungsbeton verleihen dem Neubau eine ebenbürtige Haptik und spürbare Materialität; die minimierte Geometrie lässt dabei dem reicher gegliederten Schlossbau den Vortritt. Neben der Erfüllung der hohen Anforderungen an Sicherheit und Abgrenzung entwickelt das Eingangsgebäude gleichzeitig eine einladende, empfangende Geste für Gäste, Besucher und Mitarbeiter. Denn auch als dienendes Gebäude repräsentiert es gleichwohl das Amt und die Würde des höchsten Repräsentanten unserer Demokratie und schafft eine eindeutige Adresse.